Es gibt eine Reihe an Ursachen, die die Entleerung der Blase be- oder verhindern können. Grundsätzlich werden vier Kategorien unterschieden:
Wenn die Harnröhre verlegt oder verengt ist, kann der Urin nicht aus der Blase abfließen. Ursachen können sein:
Gutartige Prostatavergrößerung. Bei der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) ist die Vorsteherdrüse, eine normalerweise kastaniengroße Drüse, die die Harnröhre umschließt, gutartig (d. h. nicht krebsartig) vergrößert. Dadurch kann sie auf die Harnröhre drücken und das Wasserlassen erschweren. Im Laufe der Zeit wird die Blasenwand dicker. Schließlich kann die Blase erschlaffen und ihre Fähigkeit zur vollständigen Entleerung verlieren, wodurch immer eine gewisse Menge Restharn in der Blase verbleibt. BPH ist eine häufige Ursache von Harnverhalt bei Männern im 6. und 7. Lebensjahrzehnt. 2,5,6,9
Harnröhrenverengung. Bei der Harnröhrenverengung (Harnröhrenstriktur) ist die Harnröhre verengt oder vollständig verlegt. Ursache können Operationen, Narbengewebe, Krankheiten, wiederholte Harnwegsinfektionen oder Verletzungen sein. Prostatitis, d. h. eine Entzündung der Vorsteherdrüse, ist bei Männern häufig als Ursache anzutreffen. Insgesamt sind Männer häufiger von einer Harnröhrenverengung betroffen als Frauen, da ihre Harnröhre länger ist. Zu einer Harnröhrenverengung und daraus resultierendem akutem oder chronischem Harnverhalt kann es auch kommen, wenn die Muskeln um die Harnröhre verkrampft sind. Hiervon sind zumeist Frauen betroffen. 5,6,7,9
Harnwegssteine. Wenn sich im Urin vermehrt Kristalle bilden, können diese sich anlagern und schließlich Steine in den Harnwegen bilden. Solche Kristallanlagerungen und Steine können in den Nieren, den Harnleitern und der Harnblase entstehen. Blasensteine können den Eingang der Harnröhre in der Blase versperren und zu Harnverhalt führen. 5,9
Blasenvorfall. Von einem Blasenvorfall (Zystozele) spricht man, wenn sich die Harnblase in die Scheide absenkt. Dies kann passieren, wenn die Muskulatur und Stützgewebe zwischen Blase und Scheide einer Frau geschwächt und gedehnt sind. Dadurch kann die Blase aus ihrer normalen Lage rutschen und sich in die Scheide hineinwölben, wo sie auf die Harnröhre drücken und diese abdrücken kann. 5,9
Rektumvorfall. Von einem Rektumvorfall (Rektozele) spricht man, wenn sich Teile des Enddarms in die Scheide absenken. Dies kann ähnlich wie beim Blasenvorfall dann passieren, wenn die Muskulatur und Stützgewebe zwischen Enddarm und Scheide einer Frau geschwächt und gedehnt sind. Der Enddarm (Rektum) tritt aus seiner normalen Lage und wölbt sich in die Scheide hinein, wo er auf die Harnröhre drücken und sie abdrücken kann. 5,9
Verstopfung. Harter Stuhl im Enddarm kann auf Blase und Harnröhre drücken und dadurch zu Harnverhalt führen. Dies passiert vor allem dann, wenn bereits ein Rektumvorfall vorliegt. 5,9
Geschwüre und Krebs. Gut- oder bösartige Geschwülste in Blase oder Harnröhre können mit der Zeit wachsen und schließlich den Ausgang der Blase verlegen oder auf die Harnröhre drücken und sie abdrücken. In der Folge kann der Harn nicht mehr abfließen. 5,9
Die zweite Kategorie von Ursachen, die hinter einem Harnverhalt stehen können, sind Nervenstörungen oder -schäden.
Die Signalübertragung zwischen Gehirn und Blase sowie Schließmuskeln läuft über Nervenbahnen. Um die Blasenentleerung zu steuern, müssen sich Blase und Schließmuskeln (kleine ringförmige Muskeln um die Harnröhre) auf Befehl an- bzw. entspannen. Es gibt eine Reihe an Ereignissen und Erkrankungen, die die Signalleitung in den Nerven beeinträchtigen können. In diesem Fall erhält das Gehirn nicht die Meldung, dass die Blase voll ist, oder die Blasenmuskulatur erhält nicht den Befehl, sich zusammenzuziehen und den Urin auszutreiben, oder die Schließmuskeln erhalten nicht das Signal, sich zu entspannen und den Urin abfließen zu lassen. 1, 5,8,9
Nervenstörungen dieser Art können selbst bei den Jüngsten auftreten. So kann zum Beispiel Spina bifida, eine angeborene Fehlbildung des Rückenmarks, schon bei Neugeborenen zu Harnverhalt führen. 1,5,6
Die häufigsten Ursachen von Nervenstörungen oder -schäden, die zu vorübergehendem oder dauerhaftem Harnverhalt führen können, sind:
Harnverhalt kann auch durch Medikamente ausgelöst werden, die sich auf die Nervenleitung zur Blase und Prostata auswirken:
Weitere Arzneimittel, die einen Harnverhalt begünstigen können, sind:
Bei Männern mit vergrößerter Prostata können bestimmte freiverkäufliche Erkältungs- und Allergiemedikamente die Symptome eines Harnverhalts verschlimmern. Dies betrifft alle Arzneimittel, die Dekongestantien wie Pseudoephedrin, oder Antihistamine wie Diphenhydramin enthalten. 5
Zu guter Letzt kann auch eine schwache Blasenmuskulatur zu Harnverhalt führen.
Mit zunehmendem Alter werden viele Muskeln schwächer. Das gilt auch für den Blasenmuskel und die umgebende Muskulatur. Die Blase kann dann nicht mehr stark oder lange genug kontrahieren, um sich vollständig zu entleeren, wodurch es zu Harnverhalt kommt. 5,6,9
Beachten Sie, dass die von BARD Medical bereitgestellten Informationen eine ärztliche Untersuchung und Beratung nicht ersetzen können.
Quellen
Stand 12/2014. Aktuellere Informationen sind den o. g. Quellen zu entnehmen.