Therapie bei Harnverhalt

Bei einem akuten Harnverhalt wird Ihr Arzt als allererstes versuchen, Ihnen die Schmerzen zu nehmen, indem er Ihre Blase entleert. Dies kann durch Einführen eines Blasenkatheters durch die Harnröhre, in Einzelfällen auch durch die Bauchdecke geschehen. In letzterem Fall werden Sie eine örtliche Betäubung oder Vollnarkose erhalten, sodass Sie keine Schmerzen verspüren. Wenn dem akuten Harnverhalt eine gutartige Prostatavergrößerung (BPH) zugrunde liegt, kann Ihr Arzt Ihnen zusätzlich Medikamente verordnen, um einem erneuten Auftreten vorzubeugen. 5,9

Bei Verdacht auf akuten oder chronischen Harnverhalt wird Ihr Arzt Sie zu Vorerkrankungen befragen, Sie untersuchen und verschiedene Tests durchführen, um der Ursache auf die Spur zu kommen. 5,9

Für die Behandlung bieten sich verschiedene Optionen, darunter:

Blasendrainage
Wenn chronischer Harnverhalt vorliegt, wird Ihr Arzt Ihnen wahrscheinlich den sauberen intermittierenden Katheterismus (Clean Intermittent Catheterization, kurz CIC) verordnen. Dabei müssen Sie sich mehrmals täglich einen Katheter einführen, um Ihre Harnblase zu entleeren. Dem chronischen Harnverhalt kann eine sog. „neurogene Blase“ zugrunde liegen, die durch Nervenfunktionsstörungen hervorgerufen wird. Auch in diesem Fall wird Ihr Arzt Ihnen den sauberen intermittierenden Katheterismus oder einen Langzeit-Katheter verordnen, wenn andere Therapiemaßnahmen versagen. 5,9

Harnröhrendilatation
Wenn der Harnverhalt durch eine Harnröhrenverengung (Harnröhrenstriktur) bedingt ist, kann der Arzt versuchen, die Engstelle aufzudehnen, indem er Röhrchen von zunehmend großem Durchmesser in die Harnröhre einführt..5

Medikamente
Bei Männern mit gutartiger Prostatavergrößerung hat der Arzt die Möglichkeit, verschiedene Arzneimittel zu verordnen, die die Prostata zum Schrumpfen bringen können, wie z. B. Avodart oder Proscar, oder die helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen, wie z. B. Uroxatral, Cardura, Cialis, Flomax u.v.m. 2,5,9

Operation
Bei Männern bietet die Operation eine Option, wenn die Prostata vergrößert ist. Der Eingriff kann auf verschiedene Art erfolgen und wird zum Teil ambulant, zum Teil auch stationär durchgeführt.2,5

Bei Frauen kann eine Operation erforderlich sein, wenn dem Harnverhalt ein Blasen- oder Rektumvorfall (Zystozele oder Rektozele) zugrunde liegt und die Blase bzw. der Enddarm wieder in die ursprüngliche Lage gehoben werden muss. Auch dieser Eingriff kann auf verschiedene Art erfolgen. Ihr Arzt wird Sie zu dem in Ihrem individuellen Fall besten Verfahren beraten.5,8

Das Entscheidende bei Symptomen eines Harnverhalts ist es, einen Arzt aufzusuchen. Er ist in der Lage, die Ursache zu ermitteln und die bestmögliche Therapie zu verordnen. Bedenken Sie, dass bei jeder Behandlung auch die Gefahr von Komplikationen, wie Harnwegsinfektionen, Blasen- und/oder Nierenschädigungen oder Harninkontinenz besteht.

Ihr Arzt wird Sie zu den in Ihrem Fall bestehenden Therapieoptionen beraten und über die individuellen Nutzen und Risiken aufklären.

Weitere Informationsquellen

Beachten Sie, dass die von BARD Medical bereitgestellten Informationen eine ärztliche Untersuchung und Beratung nicht ersetzen können.

Quellen

  1. Urology Care Foundation – Neurogenic Bladder Symptoms, Updated May 2014 http://www.urologyhealth.org/urology/index.cfm?article=9#SymptomNB
  2. Kirby R.S. Prostate Disease and their Treatments, Health Press Oxford 2010
  3. Diseases and Conditions; Benign Prostatic Hyperplasia (BPH), Updated 12/2001 http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/benign-prostatic-hyperplasia/basics/symptoms/con-20030812
  4. Lepo H, Managing and Preventing Acute Urinary Retention, Urol. 2005; 7 (Suppl 8) S26-S33
  5. National Kidney and Urologic Diseases Information Clearinghouse (NKUDIC) Urinary Retention Updated 8/2014 http://kidney.niddk.nih.gov/KUDiseases/pubs/UrinaryRetention/UrinaryRetention_508.pdf
  6. R Appell MD, Voiding Dysfunction – Diagnosis and Treatment, Humana Press Inc. New Jersey 2000
  7. A Wein MD, Campbell-Walsh Urology, Elsevier Saunders, Philadelphia PA, 2012
  8. A Slack, D Newman, A Wein MD, Fast Facts: Bladder Disorders, Oxford Press Ltd., Oxford UK, 2011
  9. B Selius DO, R Subedi MD, Urinary Retention in Adults: Diagnosis and Management, American Family Physician, Volume 77 Number 3, 2008

Stand 12/2014. Aktuellere Informationen sind den o. g. Quellen zu entnehmen.