Die jeweiligen Therapieoptionen hängen von drei Dingen ab: Welche Art der Inkontinenz vorliegt, wie schwer sie ist, und welche Ursachen ihr zugrunde liegen. Unter Umständen müssen mehrere Behandlungsweisen kombiniert werden. Ihr Arzt wird Ihnen zunächst höchstwahrscheinlich Therapien empfehlen, die mit einem kleinen Eingriff in Ihre Gewohnheiten auskommen (siehe unten). Bleiben die geänderten Verhaltensweisen ohne Erfolg, wird er zu anderen Therapien übergehen.9,10
Richtiges Trinkverhalten. Eine Methode, um die Harninkontinenz zu bessern besteht darin, das eigene Trinkverhalten genau zu beobachten. Fruchtsäfte zum Beispiel und koffeinhaltige Getränke wie Cola, Kaffee und Tee können die Blase reizen. Ihr Arzt wird Ihnen deshalb raten, den Konsum solcher Getränke einzuschränken. Eventuell wird er Ihnen auch empfehlen, sechs bis acht Glas Wasser am Tag zu trinken, um die Reizung der Blase zu verringern.2,10
Toilettentraining. Beim Toilettentraining besteht der erste Schritt darin, genau zu beobachten, wie häufig Sie Wasser lassen, wann es zu ungewolltem Urinverlust kommt, und was Sie getrunken haben. Wahrscheinlich wird Ihr Arzt Sie auffordern, darüber präzise Protokoll zu führen. Falls Sie gewöhnlich nicht oft genug Wasser lassen, wird er Ihnen empfehlen, solange Sie wach sind alle ein bis zwei Stunden die Toilette aufzusuchen. Das regelmäßige Entleeren der Blase sollte insbesondere, wenn es sich um Belastungs- oder Dranginkontinenz handelt, eine Besserung bringen.2, 3,10,11
Blasentraining. Auch beim Blasentraining empfiehlt es sich, Protokoll darüber zu führen, wann Sie Wasser lassen. Das Ziel lautet in diesem Fall, die Häufigkeit der Toilettenbesuche zu reduzieren. Ihr Arzt wird Ihnen raten, den Abstand zwischen den einzelnen Toilettenbesuchen langsam um 15 bis 30 Minuten pro Woche zu steigern. Versuchen Sie, die Abstände so weit zu dehnen, dass Sie tagsüber nur alle zwei bis vier Stunden die Toilette aufsuchen. Das kann helfen, den übermäßigen Harndrang und ungewollten Harnverlust zu verringern.2, 3,10,11
Beckenbodentraining. Die Beckenbodenmuskulatur stützt den Blasenhals, Rektum und Vagina. 1948 empfahl der amerikanische Arzt Dr. Kegel, den Beckenboden mit Übungen zu stärken. Wie jedes Training setzt auch das Beckenbodentraining Regelmäßigkeit voraus, um dauerhafte Wirkung zu zeigen. Bei dieser Übung wird die Beckenbodenmuskulatur angespannt, so als wollte man den Urin einhalten oder den Harnstrahl unterbrechen. Anspannung zwei Sekunden halten und anschließend zwei Sekunden lösen. Wenn das leicht fällt, Anspannung fünf Sekunden lang halten und dann für fünf Sekunden lösen. Diese Übung wird dreimal täglich zehnmal wiederholt. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Muskeln oder wie genau Sie sie anspannen müssen, fragen Sie am besten Ihren Arzt.2, 3,10,11
Falls keine dieser Therapien Wirkung zeigt, kann Ihr Arzt auch andere Therapien empfehlen. Dazu gehören:
Medikamente. Einige Arzneimittel helfen bei Harninkontinenz, indem sie den Tonus der Blasenhalsmuskulatur erhöhen oder die Blasenmuskulatur entspannen. Frauen, die nach der Menopause inkontinent wurden, kann eine Hormontherapie helfen. Da alle Medikamente mögliche Risiken und Nebenwirkungen haben, muss die Wahl des richtigen Arzneimittels durch den Arzt erfolgen.2, 3,10,11
Medizinische Hilfsmittel. Es gibt Hilfsmittel, die speziell für Frauen mit Inkontinenzproblemen entwickelt wurden und Erleichterung bringen. Beispiele sind etwa Harnröhrenstöpsel, die vorübergehend eingeführt werden und ungewollten Urinverlust verhindern, oder Pessare, die den ganzen Tag getragen werden. Sie stützen die Blase und beugen Urinverlust vor.3, 9,10
Interventionelle Therapien. Hierzu zählen z. B. die Injektion von Füllstoffen, um den Verschluss der Harnröhre zu verbessern und Urinverlust zu verhindern, Botox oder auch Nervenstimulatoren, die bei bestimmten Patienten mit Dranginkontinenz helfen können, die Nerven zu aktivieren.3, 9,10
Operation. Wenn andere Maßnahmen versagen, kann ein operativer Eingriff helfen. Dabei werden z. B. die Harnröhre und -blase stützende Schlingen und/oder Implantate gelegt, die helfen, den Harnfluss zu kontrollieren.3, 9,10,11
Weitere Optionen. Inkontinenzeinlagen tragen häufig nicht mehr auf als gewöhnliche Unterwäsche und saugen den Urin zuverlässig auf. Wenn der Inkontinenz eine Blasenentleerungsstörung zugrunde liegt, kann es Sinn machen, den Umgang mit einem Katheter zu erlernen. Ihr Arzt wird Ihnen zeigen, wie das dünne Schläuchlein in die Harnröhre eingeführt und die Blase richtig entleert wird.1, 3, 9,10
Wenn die medizinischen Maßnahmen keine Abhilfe erbrachten, gibt es weitere Alternativen, die Sie vielleicht versuchen möchten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die individuellen Nutzen und Risiken der oben genannten Therapien, um die in Ihrem Fall bestmögliche Behandlung zu finden.
Unbehandelt ist eine Harninkontinenz für Patienten nicht nur belastend, sondern häufig auch ein Grund sein, sich mehr und mehr zurückzuziehen. Sprechen Sie bei Problemen mit ungewolltem Urinverlust deshalb mir Ihrem Arzt. Gemeinsam mit ihm können Sie die ideale Therapie finden, die Ihnen erlaubt, wieder ein aktives Leben zu führen.2
Beachten Sie, dass die von BARD Medical bereitgestellten Informationen eine ärztliche Untersuchung und Beratung nicht ersetzen können.
Quellen
Stand 12/2014. Aktuellere Informationen sind den o. g. Quellen zu entnehmen.